Mitarbeitergewinnung in der Agenturbranche
Glamour des Arbeitgebers Kommunikationsbranche scheint vorbei zu sein.
Eine neue Initiative der führenden Branchenverbände hat die Employer Branding Kampagne “Mach was draus. Komm in die Agentur! ins Leben gerufen.
Kim Weinand, Geschäftsführer von moccabirds wurde vom BlachReport gebeten, zu diesem Thema Stellung zu beziehen. Wie er die Initiative sieht und was moccabirds gutem Nachwuchs bietet, kann man hier nachlesen.
Den Agenturen laufen die guten Leute weg! Besonders die Kreativen”, warnte bereits vor zwei Jahren Annette Beyer, Geschäftsführerin und Studienleitung von treibhaus 0.8,. „Das Gehalts-Leistungsverhältnis der meisten Agenturjobs war schon immer Unterkante. Aber jetzt haben erfahrene Leute die freie Auswahl. Und beim Nachwuchs entfällt der Coolness-Faktor!” Ähnliche Stimmen hörte man aus den Nachbar-Branchen: Das Ende der Leibeigenschaft in Werbeagenturen forderte zum Beispiel Heiko Schmidt, Geschäftsführer Kreation bei VSF&P, in der Online-Ausgabe von Horizont. Und der Nachwuchs selbst sah einen Agenturjob auch nicht mehr als Option: Im Blog „Mit Bart und Mac” offenbarte Blogger Jan, dass sich keiner seiner Kommilitonen in einer PR-Agentur sehe. Eine GWA-Studie von 2016 empfahl den Kornmunikationsagenturen überfällige Reformen und riet zu neuen Arbeitsweisen, Strukturen und Geschäftsmodellen.
Der Glamour des Arbeitgebers Kommunikationsbranche ist vorbei. “Agenturen, unabhängig von ihrer Ausrichtung auf Content Marketing, PR oder Werbung, sehen sich als Arbeitgeber einer stärker werdenden Konkurrenz von Start-ups und Unternehmen ausgesetzt, bei denen eine Anstellung insbesondere für Berufseinsteiger attraktiver erscheint”, so Dr. Andreas·Siefke, Präsident des Content Marketing Forum. Führende Branchenverbände haben jetzt gehandelt Famab, BVDW CMF, GWA, GPRA und OMG schlossen sich im Frühjahr 2017 zusammen, um für Berufe und Perspektiven in Agenturen zu werben: Die neue Employer Branding Kampagne „Mach was draus. Komm in die Agentur!” zielt auf die gut 1,6 Millionen Studenten ab, die einen Bachelor oder Master anstreben. Agentursurfing ist eine der Aktionen: Zwölf Wochen lang können Studenten dann sechs Agenturen aus sechs verschiedenen Disziplinen kennenlernen. „Die Initiative kommt zum richtigen Zeitpunkt”, meint Michael Hosang, Geschäftsführer des Studieninstitutes für Kommunikation. Es sei wichtig, auch das komplexe Berufsfeld des Eventmanagers in der Öffentlichkeit besser darzustellen. „Es sind nicht nur viele Anforderungen an Managementqualitäten hinzugekommen, sondern es wird zunehmend auch Spezialwissen gefordert, etwa weil sich die Gefahrenlage bei Events immer weiter zuspitzt. Das bietet wiederum zusätzliche Jobprofile im Berufsfeld Event. Und das muss man dem Nachwuchs deutlicher vermitteln.”
Gemeinsam haben sich der BlachReport und das Studieninstitut für Kommunikation in den Branchen umgehört und gefragt: Wie steht es wirklich um die Agenturen? Was ist von der Initiative zu halten? Oder haben die Verbände einfach nur wieder einmal ein (altes) Thema für sich (neu) entdeckt? Chris Cuhls, Eventregisseur und Berater für Inszenierungen, meint dazu: „Wandel ist unser steter Begleiter. Damit der beste Nachwuchs gewonnen wird, ist ein Sinneswandel in Agenturen nötig. Weniger Verschleiß, mehr Mentorenschaft. Welcher Chef hat echtes Interesse an der Entwicklung gerade seines jungen Personals? Coaching wäre ein Anfang, der sich ausbezahlen wird. Das zieht an. Versprochen”.
Oder Franziska Bänder, die für expopartner den Standort in Berlin aufbaut, hier Kunden betreut und auch auf dem Career Hub der Best of Events Youngsters wertvolle Tipps gibt: „Die Initiative zeigt: Wir haben einen immensen Mangel an inspirierten, abenteuerlustigen und gleichzeitig verlässlichen Nachwuchs-Fachkräften. Im Umkehrschluss bedeutet das für die Agenturen: Work-Life-Balance verbessern, Mitarbeiterbindung stärken und diejenigen schätzen und honorieren, die schon an Bord sind! Und täglich ihr Können unter Beweis stellen -diejenigen, die sich und die Agentur selbst stets mit- und weiterentwickeln”. Franziska Bänder ist im Projekt- und Account Management bei expopartner tätig.
„Die Attraktivität der Branche ist in den Jahren spürbar gesunken”, sagt Alexandra Apenberg, Geschäftsführerin und lnhaberin von Apenberg impulse, die als Coach, Trainer und Consultant Unternehmen berät. „Früher war es extrem modern und hipp im Eventbusiness tätig zu sein. Heute gelten die Jobs in der Eventbranche zwar als sehr spannend, nur sind sie im Konflikt mit einigen Ansprüchen der heutigen Nachwuchs-Zielgruppe Dennoch: Die Initiative ist ein super Start! Denn um etwas wirklich zu bewegen, geht es immer am effektivsten im Schulterschluss. Es darf nur nicht dabei bleiben, denn es braucht eine Reihe von weiteren und unterstützenden Maßnahmen, damit sich langfristig was ändert”.
Bettina Dombrowski, Personalleiterin und Mitglied der Geschäftsleitung bei Holtmann , ist der Ansicht, dass “unsere Branche durch das spannende Betätigungsfeld besticht. Trotzdem sind Maßnahmen zu Mitarbeiterbindung Pflichtprogramm. Externe Initiativen sind hochwillkommen. Aber jedes Unternehmen muss auch sein eigenes zielgruppenadäquates Maßnahmenportfolio finden, um Mitarbeiter zu finden und zu binden.”
Anja Pommerel, Prokuristin bei der Kommunikationsagentur Pommerel und zuständig für die Bereiche Finanzen und Human Ressources, sieht ganz klar die Vorteile der Kampagne, wünscht sich aber Nachbesserung: “Ich finde die Initiative für eine gemeinsame Kampagne von allen Dachverbänden grundsätzlich gut. Inhaltlich müsste man die Aktion noch nachjustieren. Ich würde mir wünschen, dass wir in einem dauerhaften Prozess Bewerber emotional abholen und unsere Branche für die Zielgruppe attraktiver machen.”
“Die Idee dieser Agentureninitiative ist einfach nur zeitgemäß”, so Yannah Müller, Marketing-und Event Managerin bei TÜV Rheinland i-sec. “Genau dieses ,Ausprobieren’ hat mich in meiner Entscheidung als Eventmanagerin zu arbeiten, noch bestärkt. Den dynamischen Event-Arbeitsalltag sehe ich positiv, so kann man sich und seine Fähigkeiten stetig weiterentwickeln.” Yannah Müller ist Studieninstitut- Absolventin und Veranstaltungskaufrau IHK. Sie zählte 2017 zu den IHK-Besten und absolvierte den berufsbegleitenden Lehrgang zur Fachwirtin für Werbung und Kommunikation.
“Ich bin ein Freund davon, ,von der Pieke auf’ zu lernen. Dies ist bei der Vielseitigkeit unseres Berufes essentiell. Es ist wichtig, Berufsanfänger nicht direkt am Anfang zu verbrennen. Und Leidenschaft ist zudem ein wichtiger Faktor, der aufrechterhalten werden muss. Gerade durch immer komplexer werdende Veranstaltungsanforderungen ist es wichtig, Fachkräfte auf der Kundenseite sitzen zu haben. Ich hoffe, dass mit der Kampagne nicht nur der Mitarbeiter, sondern auch ,unser’ Beruf noch mehr an Bedeutung gewinnt”, unterstreicht Bobbie M. Schutz, Head of Fairs & Customer Events bei Wilo, einem weltweit führenden Hersteller von Pumpen und Pumpensystemen für die Heizungs-,Kälte- und Klimatechnik.
“Die Initiative ist gut, um verschiedene Agenturen kennenzulernen” , ist Kim Weinand sicher, Geschäftsführer moccabirds, Dozent beim Studieninstitut für Kommunikation und als Experte für Online-Marketing branchenübergreifend unterwegs. “Aber ein spannendes Agentur-Portfolio reicht für eine effektive Mitarbeitergewinnung nicht aus. Das Thema persönliche Weiterbildung gewinnt immer mehr an Bedeutung, wie ich es auch als Dozent widergespiegelt bekomme.”
Und Sabrina Musenbrock, Head of HR bei der Agentur Vok Dams, sieht “keine Nachwuchsprobleme, wenn man bereit ist, sich den Bedürfnissen der Zielgruppe zu stellen. Das heißt mehr agiles Event Management versus klassische Strukturen in Agenturen und Unternehmen. Das Ergebnis: höhere Effektivität, höhere Innovationskraft und vor allem mehr Spaß an der Arbeit.”